3D-gedruckte Cyberskulpturen von Peter Lang
Bei SKER handelt es sich um eine Ø 7,5 x 2 Meter Rundskulptur des Malers und Druckgrafikers Peter Lang, die aus 27 einzelnen Segmenten besteht. Das Besondere an diesem Kunstwerk ist nicht nur seine Wirkung, die von Größe, Form und Farbigkeit bestimmt wird, sondern auch die Herstellung. Sie weist einen vollkommen neuen Weg, wie Kunst im digitalen Zeitalter erschaffen werden kann.
Virtuelle Realität, 3D-Datenmodellierung, bionisches Design, algorithmusbasierte Robotersteuerung, Verfahrensentwicklung, Maschinenbau und Additive Fertigung. All das war erforderlich, um aus der Idee des Künstlers ein reales Objekt werden zu lassen. Nicht hinter verschlossenen Türen in einer Fabrikhalle, sondern live, vor Publikum, in einem der weltweit renommiertesten Museen für Moderne Kunst: Im Sprengel Museum Hannover.
In der Zusammenarbeit von Peter Lang und Additive Tectonics, einem Tochterunternehmen der FIT, wurde über viele Monate eine individuelle Lösung entwickelt, um dieses Kunstwerk in drei Phasen 100% digital zu kreieren und anschließend mithilfe von zwei interagierenden Robotern in der Einblickshalle des Museums additiv zu fertigen. Eine Weltpremiere für alle Beteiligten.
Zeichnen in der dritten Dimension
Als Maler war es Peter Lang bisher gewohnt, seine Werke mit einem Pinsel auf eine zweidimensionale Leinwand zu malen. Doch wie „malt“ man eine dreidimensionale Skulptur, die am Ende von Robotern hergestellt werden soll? Mit einer VR-Brille und zwei Laserpointern in der virtuellen Welt. Mitten in seinem Atelier stehend zeichnete der Künstler im digitalen Raum die Konturlinien von SKER eine nach der anderen in 2 cm hohen Schichten übereinander. Parallel zur Form legte er gleichzeitig die ständig wechselnden Farben fest, damit das Werk am Ende die Sedimentschichten der Lavainsel vor Island widerspiegelt, von der er zu diesem Kunstwerk inspiriert wurde.
Über 8 Wochen und in mehr als 600 Stunden entstand so ein virtuelles Modell der Skulptur. Alle digitalen Informationen, die der Künstler vorgab, wurden dabei von einer speziell für dieses Projekt von den IT-Spezialisten der Additive Tectonics entwickelten Software in Echtzeit umgerechnet und sofort in dem dreidimensionalen Datenmodell der Skulptur visualisiert. So war es dem Künstler möglich, zu jeder Zeit das Gesamtwerk, aber auch jeden einzelnen Ausschnitt 360° im Blick zu behalten.
Das Interface zwischen Kunst und Technik
Zwischen dem virtuellen 3D-Modell und der realen Skulptur stand der Entwicklungsprozess der gesamten Infrastruktur, die für die Herstellung von SKER notwendig war. Ziel war es dabei, zwei unabhängig agierende Roboter so zu steuern und zu synchronisieren, dass sie das Kunstwerk gemeinsam erschaffen. Der Mischroboter war dabei für das gesamte Materialhandling zuständig, der Extrusionsroboter für die Additive Fertigung der Skulptur. Doch wie mischt ein Roboter farbiges Material und baut ein anderer damit ein Kunstwerk? Vollkommen autonom, aber streng nach den Vorgaben des Künstlers?
Die Lösung für die Materialaufbereitung: Die „Farborgel“. Erdacht von den FIT-Ingenieuren besteht sie aus 26 unterschiedlich hohen Röhren, in denen sich ungefärbtes und farbiges Material befindet. Für den Mischvorgang wurde der Roboter so programmiert, dass er zu genau vorgegebenen Zeiten jeweils exakt vorgegebene Mengen verschiedenen Materials aus den einzelnen Tanks entnimmt. Durch kreisende Bewegungen mischt er das Granulat dabei so zusammen, dass zu jedem Zeitpunkt exakt der Farbton erreicht wird, den der Künstler an der jeweiligen Stelle des Kunstwerks vorgesehen hat. Die taktgenaue Materialzuführung an den Extrusionsroboter erfolgt über ein eigens entwickeltes Vakuumsystem.
Bei dem verwendeten Material handelt es sich um Arboblend von Tecnaro, ein granulares Biopolymer aus Lignin. Nachhaltig und 100% biologisch abbaubar. Eingefärbt wurde das Granulat mit den Farben von Color Service in 24 unterschiedlichen Tönen, wodurch sich in Kombination über 20.000 Farben erzielen ließen.
Roboter als Bildhauer
Additiv gefertigt wurde das Kunstwerk mittels FDM vom Extrusionsroboter, der das geschmolzene Granulat als Endlosstrang über einem Extruder mit einer Geschwindigkeit von 13 cm/sec so aufbrachte, dass es den farbigen Konturlinien des digitalen Felsenmodells exakt entsprach. Doch davor standen zahlreiche Hürden.
All das wurde in einem aufwändigen Test in der Fertigungshalle von FIT überprüft. Erst als sichergestellt war, dass alles reibungslos funktionierte, begannen der Abbau der Infrastruktur und ihr Transport nach Hannover. Mehrere Tonnen Verbrauchsmaterial inklusive.
Die speziellen Prozess-Anforderungen
Die besondere Anforderung in diesem Projekt bestand darin, ein Kunstwerk von Peter Lang live in einem Museum durch zwei interagierende Roboter vor den Augen der Besucher entstehen zu lassen. Das ist FIT durch die Entwicklung eines fortschrittlichen Fertigungssystems gelungen. Aufgrund der Kombination von digitalen Technologien und Additiver Fertigung war es möglich, Kunst vollständig digital zu produzieren, ohne dass sie dadurch an Originalität verliert.
Möglich wurde diese einmalige Kunstaktion, weil Peter Lang in FIT einen Partner fand, der folgende Leistungen in das Projekt eingebracht hat:
Die Fertigung von SKER war über 6 Wochen im Sprengel Museum, Hannover sowie über einen Live-Stream im Internet zu verfolgen.
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FIT Lösung: | Art Fabrication |
Leistungsumfang: | Algorithmusbasierte Softwareprogrammierung
Hardwareentwicklung Datenmodellierung Herstellung von Testteilen (Rapid Prototyping) Installation der Produktionsanlagen Additive Fertigung des Kunstwerks Prozessüberwachung und -steuerung |
Projektdauer: | 6 Monate |
Fertigungsdauer: | 6 Monate |
Bauteilabmessungen: | Ø 7,5 x 2 Meter |
Bauteilgewicht: | ca. 5,5 t |
Losgröße: | 1 (bzw. 27 Einzelteile) |
Material: | Tecnaro Arboblend (Lignin) |
Herstellverfahren: | Robotic FDM |
Lesen Sie hier, was Künstler und Museumsdirektor zu dem Projekt sagen.
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