Individualität in Serie
Ein US-amerikanischer Medizinproduktehersteller hat sich auf die Versorgung von Patienten fokussiert, die an einem irreversiblen Sprunggelenkstrauma leiden. Diese Knochendefekte werden meist durch Krankheiten oder Unfälle verursacht, wie im Fall einer 60-jährigen Patientin, die sich den Talusknochen bei einem unglücklichen Unfall zertrümmerte. Bedauerlicherweise gibt es für einen solchen Bruch bisher keine zufriedenstellende Behandlungsmöglichkeit, zumindest nicht, wenn der Knochen ersetzt werden muss. Deshalb hatte die Patientin drei Monate nach ihrer Verletzung lediglich die Option, den Knöchel versteifen zu lassen. So geht es leider immer noch vielen betroffenen Menschen.
Aus diesem Grund hat unser Kunde eine individuelle Versorgungsmöglichkeit entwickelt, die Abhilfe verspricht. Ein patientenspezifisches Implantat liefert bei schweren Fällen eine schnelle, bezahlbare und perfekt passende Ersatzlösung für den Talusknochen und stellt so die Funktionsfähigkeit des Sprunggelenks wieder her. Dafür nutzt diese innovative Anwendung das gesamte Potential der Additiven Fertigung aus. Jedes Implantat verfügt über eine individuelle Geometrie und ist deshalb wie eine Einzelanfertigung zu behandeln, wird jedoch als Serienprodukt nach individuellen Kundenanforderungen hergestellt. Gleichzeitig sind spezielle Leichtbauelemente integriert, die mit konventionellen Verfahren nicht gefertigt werden können. Das setzt in der Fertigung hohe Anforderungen an die Prozessstabilität, die Prozessüberwachung und die Produktqualität. Mit seiner Lösung ADM-CV hat FIT den richtigen Prozess für die Herstellung individualisierter Serienteile im Angebot.
Der Weg vom CT-Scan zum Implantat
Die Herstellung jedes patientenspezifischen Implantats startet mit den anatomischen Daten des jeweiligen Patienten. Sie werden von unserem Kunden als Inverkehrbringer direkt erhoben. Dazu wird das Sprunggelenk im Computertomographen (CT) gescannt und das daraus resultierende Datenmodell so bearbeitet, dass es den defekten Knochen perfekt nachbildet. In dem 3D-Modell werden von den Implantatspezialisten anschließend bestimmte Knochenkontaktflächen mit sog. Volumenplatzhaltern versehen. Die so vorbereitete Datei wird direkt an FIT übermittelt.
Die Datenexperten von FIT ersetzen als erstes die Platzhalter durch vordefinierte, dem Aufbau des Knochens bestmöglich nachempfundene Gitterstrukturen. Leichtbaubereiche und solide Vollmaterialbereichen wechseln sich so ab, dass die verschiedenen Anforderungen an das Implantat (stabile Osseointegration bzw. reibungsarme Gelenkbeweglichkeit) erfüllt werden. Anschließend wird das 3D-Modell durch FEM-Simulationen geprüft, um die Belastbarkeit des Implantats sicherzustellen.
Nach der finalen Designfreigabe durch den Kunden startet die Additive Fertigung mittels Elektronenstrahlschmelzen (EBM bzw. PBF-EB/M). Gegenüber Laserschmelzen (LM bzw. PBF-LB/M) hat EBM den Vorteil einer Produktion unter Vakuum. Dadurch wird der Einschluss von Sauerstoff im Bauteil während der Herstellung vermieden, was eine Dichte von bis zu 99,8 % erlaubt. Die Implantate werden aus Titan Gr. 5 gefertigt. Titan ist als Material inert, d.h. es reagiert nicht im Körperinneren. Somit ist es perfekt für Knochenimplantate geeignet. Im Vergleich zum Alternativmaterial Kobaltchrom ist Titan außerdem deutlich leichter, was dem Implantat einen zusätzlichen Vorteil verschafft.
An den 3D-Druck schließt sich unmittelbar die fertigungsbedingte Nachbearbeitung an, d.h. das Implantat wird gestrahlt und von seinen Stützstrukturen befreit. Anschließend werden diese Verbindungsstellen verschliffen sowie die Gleitflächen des Implantats überfräst. Die so vorbereiteten Bereiche werden mit einem speziellen Verfahren, dem sogenannten Mirror Finish, hochglänzend poliert. Danach wird das Implantat mittels Ultraschall gereinigt und an die Qualitätssicherung übergeben.
100 % frei von Fehlern ‐ garantiert
Bevor ein Implantat das Haus verlässt, wird seine Qualität genau geprüft. Immer und ohne jede Ausnahme. Ein Pflichten- und Lastenheft sowie ein Fehlerkatalog für Ausschusskriterien aufgrund optischer Merkmale und dimensionaler Toleranzen definieren dabei eindeutig die geforderte Qualität.
Entsprechend den Vorgaben wird jedes Implantat visuell von unseren Fertigungsexperten inspiziert. Außerdem findet eine Maßprüfung mittels Messschieber statt, deren Ergebnis in einem Protokoll dokumentiert wird.
Doch damit nicht genug. Nachdem jedes Implantat gemäß der individuellen Kundenanforderungen hergestellt wird, gelten bei uns strenge Regeln. Vom Wareneingang über die Fertigung bis hin zum Versand unterliegen alle Arbeitsprozesse klaren Vorgaben, die akribisch gemessen, überwacht und im Bedarfsfall verbessert werden. Jedes Implantat ist dabei individuell gekennzeichnet, um jederzeit eine Produktidentifikation und Rückverfolgung zu gewährleisten. Wenn es um Implantate geht, darf Qualität kein Zufall sein. Deshalb wird das Implantat erst verpackt und versendet, wenn wir sicher sind, dass alles zu 100 % perfekt ist.
Die speziellen Prozess-Anforderungen
Die besondere Herausforderung in diesem Projekt besteht darin, Implantate unter Kosten- und Qualitätsgesichtspunkten als Serienprodukt herzustellen, sie jedoch gleichzeitig als Unikat zu behandeln. Das ist bei FIT durch die Lösung ADM-CV gegeben. Damit ist es uns möglich:
Übrigens: Nach der OP und dem Heilungsprozess hat sich die Patientin schnell erholt, begann wieder frei zu gehen und konnte zu einem normalen Leben zurückkehren. „Wieder imstande zu sein zu gehen, ist einfach unbezahlbar“, sagt sie freudestrahlend.
FIT bietet Ihnen für die Herstellung Ihrer patientenspezifischen Implantate aus Titan eine voll integrierte Wertschöpfungskette. Vom Datenservice über die Additive Fertigung bis hin zur professionellen Nachbearbeitung erhalten Sie bei uns Patientenversorgungen nach Ihren individuellen Anforderungen aus einer Hand. Gehen Sie kein Risiko ein und setzen Sie auf uns als erfahrenen Spezialisten, wenn es um die Additive Fertigung Ihrer Titanimplantate geht.
FIT Lösung: | ADM-CV |
Leistungsumfang: | Datenanpassung für die Fertigung
Additive Fertigung und Nachbearbeitung der PSI-Kits (bestehend aus additiv gefertigten Implantaten und 3D-gedrucktem Probeimplantat bzw. falls gewünscht einer Bohrschablone oder Schnittführung) QS-Dokumentation (Messberichte) Verpackung und Versand |
Lieferzeit: | 7 Arbeitstage |
Bauteilabmessung: | von 30 x 30 x 50 mm bis 50 x 50 x 70 mm |
Bauteilgewicht: | von 90 g bis 360 g |
Losgröße: | 3–4 je Patient |
Material: | Titan Gr. 5 (Ti6Al4V ISO 5832-3 / ASTM F1472) |
Herstellverfahren: | Elektronenstrahlschmelzen (EBM bzw. PBF-EB/M) |
Wandstärke: | > 0,7 mm |
Nachbearbeitung: | Strahlen, Fräsen, Hochglanzpolieren |
Qualitätssicherung: | Sichtprüfung
Vollständige Vermessung der Geometrie |
Zertifikat: | FDA |
Lesen Sie hier, welche Vorteile das Talus-Implantat für alle Beteiligten bringt.
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